Kein Abfall

Wenn ein Tier geschlachtet wird, haben die meisten natürlich in erster Linie das Fleisch als Ergebnis im Kopf. Doch das ist längst nicht alles. Wie schon angemerkt, wollen wir nicht dem Supermarkt-Prinzip folgen, wo es an der Fleischtheke oder im Kühlregal meist nur noch die besonders guten Stücke gibt, während vieles irgendwo landet. Was früher noch ganz normal beim Fleischer erhältlich war, findet man heute beispielsweise nicht mehr in der Auslage – oder wann habt ihr das letzte Mal verschiedene Innereien, Zunge oder gar einen Schweinekopf liegen gesehen?

Unser Ziel ist es, ein Tier möglichst komplett zu verwerten, wenn es schon für uns sterben soll. Also ist beim Kaninchenbraten nicht Schluss. Hier werden wir immer wieder mal etwas ergänzen, wenn wir neue Erfahrungen machen. Grundsätzlich geht es aber um Innereien und das Fell, die möglichst nicht einfach entsorgt werden sollen.

Die Innereien
Auch hier fällt etwas für euch selbst ab. Zumindest die Kaninchen-Leber steht denen der typischen Schlachttiere in Nichts nach. Wenn ihr selbst keine Leber mögt, findet sich unter Garantie ein dankbarer Abnehmer. Bei allem anderen haben wir einen klaren Vorteil: Wir haben einen Hund. Der bekommt ohnehin kein Dosenfutter, sondern Frischfleisch und Gemüse (BARF). Und obwohl er gerade einmal kniehoch ist, verschwand ein kompletter Kaninchenkopf durchaus schon in nicht einmal fünf Minuten.

Das Fell
Aus Kaninchenfell lässt sich viel machen. Einige Rassen wurden sogar gezüchtet, um ein preiswertes Imitat von Wildtier-Pelzen zu erhalten. Wir selbst haben hatten zwei Tiere der Rasse „Marburger Feh“ bei uns, die einen sibirischen Fuchs nachahmen sollten.

Es gibt aber ein Problem: Die Felle heimischer Kaninchen haben schlicht keinen wirtschaftlichen Wert mehr. Früher haben die Züchter sie noch verkauft, doch heute finden sich keine Abnehmer. Das hat zwei wesentliche Ursachen. Ziemlich undifferenzierte Kampagnen von Tierschützern, die lieber populistisch unterwegs waren, als sich mit dem Thema ernsthaft auseinanderzusetzen, haben jeden echten Pelz stigmatisiert. Es werden also weiterhin Tiere geschlachtet, aber die Felle landen im Müll. Und dort, wo dann doch noch richtiges Fell genutzt wird, hat die Globalisierung in Form billiger China-Importe zugeschlagen. Es ist schlicht billiger, von Pelzfarmen aus Asien zu importieren, als die tausenden heimischen Kaninchenfelle abzunehmen, die ohnehin da sind.

Trotzdem gibt es Möglichkeiten, die eigenen Felle zu verwerten. Das ist aber nicht gerade preiswert. Denn sie müssen gegerbt werden, was einiges an guter alter Handwerkskunst erfordert. Gerber gibt es nur noch wenige und die Preise entsprechen dem Wert der geleisteten Handarbeit. Soweit wir in Erfahrung bringen konnten, variieren sie je nach Region zwischen 3 und 10 Euro pro Fell, was schon bei zehn geschlachteten Kaninchen eine stolze Summe ergibt.

Am besten kommt ihr nach unseren bisherigen Erkenntnissen weiter, wenn ihr wieder über euren nächsten Züchterverband geht. Diesen sind oft Handarbeits- und Kreativgruppen angegliedert. Hier werden Felle in Sammelaufträgen zum Gerber geschickt, was den Preis etwas reduziert. Und auch in Sachen Weiterverarbeitung liegen viele Erfahrungen vor: Von Handschuhen und Mützen über Kissen bis hin zu Kuscheltieren entsteht in den Gruppen so Einiges.