Kommen wir zum schönsten Teil der Vorbereitungen: Der Bau von Stallungen. Es gibt hier grundsätzlich zwei Varianten. Wer ausreichend Platz hat, kann seinen Kaninchen einfach einen kompletten Raum geben – beispielsweise einen Stall, der früher für größere Tiere genutzt wurde. Das ist aber in den seltensten Fällen möglich, es sei denn, ihr hab euch gleich einen Bauernhof gekauft. Die verbreitetste Variante ist die Haltung in Boxen. Da man hier problemlos auf mehrere Etagen gehen kann, lässt sich schon auf wenigen Quadratmetern ein ordentlicher Bestand halten. Bedenkt aber, dass ihr neben den Ställen noch mehr Platz braucht: Für die Lagerung von Futter, Heu und Stroh und eine Arbeitsfläche.
Die Qual der Wahl – Das MaterialEs gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten, Kaninchenhäuser zu bauen. Einige nutzen Drahtkäfige, die eigentlich nur in den warmen Perioden funktionieren. Profizüchter haben komplette gemauerte Häuser mit zahllosen Boxen. Wir haben uns für den Klassiker entschieden: Ställe aus Holz. Sie sind meiner Ansicht nach ein guter Kompromiss zwischen einer idealen Umgebung für die Tiere und einer preiswerten Beschaffung. Man kann das passende Holz im entsprechenden Handel erwerben, was der einfache Weg ist. Unsere Stallungen sind komplett aus Holz entstanden, das wir an verschiedenen Stellen abzweigen konnten: Die Restekiste im Baumarkt für Leisten, Paletten vom Straßenrand, Übriggebliebenes von Baustellen usw. Das kostet etwas Zeit und ein offenes Auge, funktioniert aber immer noch ziemlich gut.
Der Rohbau
Die untersten Boxen sollten etwa einen halben Meter über der Erde anfangen und also keineswegs quasi auf dem Boden stehen. Das hat den Vorteil, dass ihr beim Saubermachen und Füttern auch mal die Tür auflassen und euch kurz umdrehen könnt. So schnell springen Kaninchen nicht aus ihrem Zuhause ins Ungewisse. Ist diese Hürde nicht da, lockt gleich eine ganze Welt, erkundet zu werden. Etage für Etage könnt ihr hier nun Boxen aufeinanderbauen: Boden, Außenwände, Zwischenwände, Dach/Boden der nächsten Etage. Gut zu bearbeiten sind drei Ebenen.
Eine einzelne Box für ein Kaninchen muss je nach Größe der Rasse oder Mix verschiedene Maße aufweisen (Angaben in Zentimeter für Breite, Tiefe und Höhe, die Zwerge lassen wir hier Außen vor, da sie für die hiesigen Zwecke kaum taugen):
Kleine bis 3 3/4kg: 70 x 75 x 60
Mittlere bis 5 1/2: 85 x 80 x 60
Große über 5 1/2: 110 x 80 x 70
Plant aber keinesfalls beim Rohbau mit einzelnen Boxen, sondern stets mit doppelten. Später können hier problemlos Trennwände eingezogen werden und wenn nötig, habt ihr gleich große Boxen zur Verfügung. Die braucht ihr, wenn die Damen Nachwuchs erwarten oder Jungtiere noch einige Zeit zusammenleben sollen. Und natürlich bekommen die Kaninchen stets möglichst viel Platz. Wir lassen einzelne Boxen kaum leer stehen. Dass alle Tiere in Einzelboxen sind, geschieht nur, wenn die Belegung unplanmäßig zu groß wird.
Schlüsselfertig machen
Wenn Boden, drei Wände und das Dach fertig sind, geht es an den Feinschliff – also die Innenausstattung und die Türen. Da spielt zuerst der Boden eine Rolle. Dieser muss wasserdicht sein, damit später der Urin der Bewohner nicht fest ins Holz einzieht oder gar der unteren Etage auf den Kopf tropft. Wir arbeiten hier mit Dachpappe, die an den Seiten jeweils etwas hochgeschlagen wird. Und keine Angst, das Material ist zwar nicht unumstritten, aber die Kaninchen nagen daran nicht herum – zumindest nach unserer Erfahrung. Beschichtete Press-Spanplatten gehen als Notlösung und nur für den Boden, wenn auch nicht auf Dauer wirklich optimal. Sie haben den Nachteil, dass sie recht glatt sind und die Einstreu leicht mal zur Seite geschoben ist und die Tiere dann teils nicht auf trockenem Heu, sondern feuchter Beschichtung stehen.
Habt ihr wie empfohlen Doppelboxen gebaut, müssen vorn in die Mitte nun zwei Leisten, zwischen denen 1,5 bis 2 Zentimeter Platz bleiben. Diese bilden sozusagen den inneren Rahmen für die Türen, wobei in der Mitte etwas Raum ist, um eine Trennwand einzuschieben. Für letztere ist es es außerdem notwendig, an der Rückseite des Stalls zwei kleinere Leisten anzubringen, zwischen denen die Zwischenwand dann verankert werden kann.
Für die Türen eignen sich einfach Leisten, wie man sie günstig auch mal im Baumarkt bekommt – oder als Reste beim Dachdecker. Optional kann man in den Rahmen noch eine Zwischenleiste einfügen, die senkrecht eher in Richtung der späteren Öffnung angebracht wird, um hier Futternäpfe anzuschrauben. Bespannt werden die Türen mit Kaninchendraht, den es in verschiedenen Maschengrößen und Drahtstärken gibt. Die Maschendichte sollte nicht größer als 2,5 Zentimeter sein, damit sich im Fall des Falles keine Ratte durchdrücken kann. Gut sind auch quadratische Maschen, da diese tendenziell stabiler sind als die sechseckigen. Prima Erfahrungen haben wir mit dem rechts verlinkten Draht gemacht. Die fertigen Türen werden nun noch mit Scharnieren angebaut und ein Schließmechanismus angebracht. Letzterer lässt sich in verschiedenen Ausführungen realisieren. Wir arbeiten hier mit kleinen Hebeln, die beweglich an der der Tür angebracht sind und in eine Falle an den Mittelleisten schließen. Das sollte möglichst so angebaut werden, dass das Kaninchen von Innen nicht dran kommt – denn auch wenn sie nicht so wirken, glaubt mir, es handelt sich um recht geschickte Ausbrecher. Auch wenn es praktisch erscheint: Diese Schließösen, wie man sie häufig an Kellertüren findet, sind eher unpraktisch. Der Verschluss muss für uns Halter möglichst einfach zu öffnen sein – denn denkt daran, ihr müsst zukünftig täglich jede Box öffnen, in der ein Kaninchen wohnt. Jedes unnötige Gefummel wird dann mit der Zeit nervig – spätestens im Winter, wenn ihr nur schnell füttern und dann endlich ins Warme wollt. Eine eogentlich noch bessere Alternative zu Einzeltüren sind hohe Türen, die alle übereinanderstehenden Boxen abdecken.
Im Wandel der Jahreszeiten
Jetzt habt ihr erst einmal eine Basis-Ausstattung stehen. Es gilt aber noch einiges mehr zu beachten, damit die Tiere sich wohl fühlen – was in den meisten Fällen mit den Witterungen zu verschiedenen Jahreszeiten zu tun hat. Denn diese bergen jeweils ihre ganz eigenen Unannehmlichkeiten für die Tiere.
Zuerst fällt hier natürlich der kalte Winter ein. Denkt gar nicht erst daran, eure Kaninchen über die kalten Monate mit ins Haus zu nehmen. Die Tiere sind von Natur aus bei uns heimisch, also haben sie es drauf, mit Wintern umzugehen – nicht umsonst waren ihre Felle lange für die Herstellung warmer Kleidung gefragt. In der Natur haben Kaninchen aber ihre Höhlen, die vor zu schlechtem Wetter schützen und entsprechend müssen nun wir darauf achten, dass es weder ständig kalt zieht noch Wind die leicht herumzuwirbelnden Schneeflocken in die Boxen weht. Unsere Tiere kommen mit transportablen Boxen ins Gewächshaus. Es ist aber auch möglich, die Ställe mit einem ordentlich funktionierenden Windfang zu schützen. Wenn der Standort zu frei ist, könnt ihr hier auch mit diesem grauen Bau-Vlies, das auf einer Seite mit Folie beschichtet ist, für etwas mehr Dämmung sorgen. Solange es nicht zieht und ausreichend Stroh vorhanden ist, regelt sich alles von selbst. Mit einer Ausnahme: Bei Dauerfrost könnt ihr die praktischen Tränken vergessen. Jetzt müsst ihr wenigstens einmal täglich dafür sorgen, dass die Tiere sich mit flüssigem Wasser aus dem Napf satt trinken können.
Aber auch der Sommer ist nicht ohne Tücken. Zum Meisten ist nicht viel zu sagen: Die Kaninchen brauchen immer Wasser und es sollte nicht den ganzen Tag die Sonne in den Stall scheinen. Wenn ihr die Tiere in Boxen haltet und sie nicht zufällig in Nordrichtung stehen, ist ein Sonnensegel für den Schatten nicht verkehrt. Es muss nicht das von der Terasse sein, es genügt hier etwas Stoff vom alten, ausgemusterten Pavillion. Ein zusätzliches Problem sind in der warmen Jahreszeit die kleinen Quälgeister. Ihr werdet schnell feststellen, dass ihr beim Saubermachen auf Insektennachwuchs – also Maden- trefft. Die sind aber nicht das eigentliche Problem. Uns nerven Mücke & Co. nur, für die Kaninchen können sie gefährlich werden. Nahezu die einzige, weil unbefellte Angriffsfläche, sind die Augen. Ein Mückenstich kann hier im schlimmsten Fall mit einer tödlichen Entzündung enden. Aber es gibt eine einfache Abhilfe: Wir hängen einfach Gardinen vor die Boxen. Der nächste Besuch mag dann zwar denken, dass man nun komplett schrullig geworden ist, aber den Tieren hilft es ausreichend.