So viel ist nun schon über das Leben mit unseren Kaninchen geschrieben – und der eigentliche Kern dieser Seite soll letztendlich auch nicht zu kurz kommen. Denn am Ende steht des Selbstversorgers Lohn im besten Falle auf dem Tisch. Daher will ich euch jetzt natürlich daran teilhaben lassen, wie wir die kompletten Familie zu den Feiertagen mit einem klassischen Festtagsbraten beglückten. Es war für uns eine kleine Premiere: Fleisch aus eigener Aufzucht nicht nur für uns, sondern für alle, mit denen wir die Tage verbringen wollten.
Entsprechend sind wir dann doch lieber etwas großzügiger an die Sache herangegangen. Am Weihnachtsabend selbst waren wir zwar „nur“ zu fünft, aber es sollte auf der einen Seite ja niemand das Gefühl bekommen, sich zurückhalten zu müssen. Außerdem war noch einzuplanen, dass einige Leute, die nicht direkt dabei sein konnten, am nächsten Tag auch noch etwas abbekommen. Daher haben wir dann doch lieber gleich alle drei gerade erst geschlachteten Kaninchen aufgefahren. Und eine unserer Schlussfolgerungen war es letztlich, zukünftig des Öfteren in solchen Dimensionen zu kochen, da der Aufwand und nicht zuletzt auch der Energieverbrauch sich zwischen einem einzelnen und mehreren Kaninchen nicht wesentlich voneinander unterscheiden. Dann eben gleich mehr und einen Teil für kommende Tage schon fertig in den Tiefkühler. Denn da liegen sie sonst ohnehin, immerhin ist es eher selten, das nur mal ein einzelnes Tier geschlachtet wird.
Aber kommen wir zur eigentlichen Zubereitung. Da alle ziemlich glücklich mit dem Ergebnis waren, soll es euch hier auch ans Herz gelegt werden. Und auch wenn eure bisherigen Kocherfahrungen noch nicht bis zum klassischen Festtagsbraten reichen: Nur keine Angst, wenn Oma früher lauter geheimnisvolle Dinge in der Küche tat und so wirkte, als sei sie Tage mit nichts anderem beschäftigt, ist das eher einer subjektiven Wahrnehmung geschuldet. Wirklich schwer ist die Sache nicht. Gebraucht werden keine Superkräfte, sondern nur die richtigen Zutaten und etwas Geduld und Mut.
Aufgrund der Menge haben wir uns entschieden, die Kaninchen nicht am Stück zuzubereiten. Letztlich ist es wirklich praktisch, sie vorher zu zerteilen – die Handhabung ist einfacher und niemand muss dann am Tisch wild mit dem Rumschneiden beginnen. Wie man die einzelnen Teile am besten hinbekommt, muss ich gar nicht erklären – das schaut ihr euch hier beim YouTube-Kanal von Allrecipes direkt selbst an. Besser lässt es sich kaum zeigen.
Das setzt natürlich voraus, dass ihr die Kaninchen rechtzeitig aufgetaut habt. Einen guten halben Tag solltet ihr schon einplanen. Wenn ihr also so wie wir am ehesten abends Zeit für Küchenarbeiten habt – was gerade in der Weihnachtszeit wohl bei vielen so ist – dann zwei Tage vor dem großen Essen direkt nach dem Frühstück raus damit aus dem Froster. Wenn alles aufgetaut ist, wird zerteilt und ihr habt dann erst einmal einen Haufen rohes Fleisch.
Jetzt geht es an die Vorbehandlung. Hier gibt es sehr viele Varianten und welche euch letztlich am besten gefällt, findet ihr mit der Zeit heraus. Ob nun Einlegen in Wein oder Buttermilch oder eben eine der vielen Marinaden – gut tut es dem Ergebnis auf jeden Fall. Wir haben uns für eine klassische Marinade entschieden: Eine Schüssel mit einem Becher Sauerer Sahne, ein Becher Crème fraîche, ein Becher Senf und dazu noch die Gewürzklassiker: Piment, Wacholder und Lorbeer. In einer Kaffeemühle zermahlen oder zermörsert. Hier müsst ihr nicht sparen, zwei ordentliche Esslöffel voll dürfen es zum Schluss schon sein. Damit werden die Teile dick eingestrichen, alles abgedeckt und bis zum kommenden Abend wieder in den Kühlschrank gestellt.
Wie ihr seht, muss man zwar rechtzeitig anfangen, ist aber keineswegs wirklich tagelang in der Küche beschäftigt. Im Grunde tut man in überschaubarem Zeitrahmen etwas und lässt das Ergebnis dann in Ruhe reifen. Und genau dieses Prinzip treiben wir bei der Zubereitung des eigentlich Bratens jetzt auf die Spitze. Es geht los – der Abend vor dem großen Essen!
Die Marinade hat ihren Dienst getan: Die Gewürze haben dem Fleisch ihren ersten Gehalt mitgegeben und die Milchsäure hat schonmal dafür gesorgt, dass ihr ein wirklich zartes Ergebnis bekommt. Jetzt holt ihr alles aus dem Kühlschrank und stellt den großen Bräter auf den Herd. Dieser wird mit einer Ladung Bratfett und auch gern einigen Streifen grünem Speck erhitzt. Die einzelnen Kaninchenteile müsst ihr nun gut anbraten – so, dass sie eine gute Bräune bekommen und schonmal die wichtigen Röststoffe entwickeln. Was fertig ist, kommt erstmal zur Seite. Ihr werden sicherlich auch immer wieder etwas Fett zugeben müssen. Aber keine Panik: Zu schlimm wird es im Ergebnis nicht, da Kaninchen an sich ziemlich mager sind.
Wenn das Fleisch fertig angebraten ist, wird im gleichen Bräter das Gemüse angebraten. Auf keinen Fall zwischendurch abwaschen – dadurch würde vieles verloren gehen. Beim Gemüse könnt ihr gern etwas variieren – je nachdem, was ihr selbst habt oder in guter Qualität bekommt. Gute Qualität heißt hier: Nicht das hübsche aus dem Supermarkt, sondern gern das „schmutzige“ vom Biomarkt, mit Erde dran und so. Putzen müsst ihr es vorher sowieso. Wir nehmen ein großes Bund Suppengrün, das wir glücklicherweise in der klassischen Sortierung bekommen, bei der neben Möhren, Sellerie und Lauch auch eine Petersilienwurzel mit dabei ist. Ergänzt haben wir es aktuell lediglich um eine Fenchelknolle. Das alles nun also grob gewürfelt auch etwas anbraten und anschließend die Kaninchenteile wieder dazwischenstecken. Jetzt kommt nur noch so viel Wasser dazu, dass die Fleischteile zu gut zwei Dritteln drin versinken, außerdem Salz, Pfeffer und einige Kräuter nach Wahl (z.B. Thymian, Rosmarin) und natürlich auch möglichst aus dem Garten.
Wenn ihr damit Fertig seit, kommt nur noch der Deckel auf den Bräter und alles ab in den Ofen. Feuert einmal auf 200 Grad hoch, so dass alles etwas in Fahrt kommt. Nach einer guten viertel Stunde schaltet ihr dann einfach zurück auf 100 Grad – und geht einfach ins Bett. Wenn ihr morgens aufsteht, ist alles fertig. Der Trick ist hier die vergleichsweise niedrige Temperatur und die lange Zeit. Dadurch bekommt ihr einen sehr viel zarteren Braten, als wenn ihr zwei Stunden bei hohe Hitze schmort. So sieht dann am nächsten Morgen alles aus:
Das war es im Grunde auch schon – der Kaninchen-Braten ist fertig. Am Abend haben wir die Teile bei der Familie dann nur nochmal auf ein Blech gepackt und bei Oberhitze heiß werden lassen. In der Zwischenzeit den Rest aus dem Bräter durch ein Sieb kippen, um den Ansatz für die Soße zu haben. Die muss dann noch etwas angedickt werden – am Besten mit einer Mehlschwitze, die etwas dunkler geworden ist. Wir hatten hier die Hälfte auch noch mit einem Muß aus Hagebutten und Orange etwas winterlich verfeinert. Dazu gab es bei uns Rosmarin-Kartöffelchen, in Olivenöl gebratenen Kürbis, Rosenkohl und Rotkraut. Und am Ende waren alle satt und glücklich. So schwer ist das also gar nicht.