Schlachttag

Und über das Essen hinaus...

Und über das Essen hinaus…

Der Dezember ist in vollem Gange und während in vielen Gärten absolute Ruhe eingekehrt ist, läuft bei uns Kaninchenhaltern der Betrieb gerade richtig auf Hochtouren. Denn es ist die große Zeit des Wechsels. Auf der einen Seite kümmern wir uns um den ersten Nachwuchs für das kommende Jahr, auf der anderen heißt es auch Abschied von einigen Tieren zu nehmen.

Gestern war also Schlachten angesagt. Die Auswahl ist auf drei Kaninchen gefallen, die jedes für sich etwas Besonderes waren, bei denen aber schon länger klar war, dass sie nicht mehr in unseren Bestand passen. Zwei von ihnen gehörten zu den ersten Tieren überhaupt. Die beiden Schwestern entwickelten sich höchst unterschiedlich. Die eine passte zwar vom Äußeren her gut in die Rasse-Linie, war aber eine echte Zicke. Man musste sich schon etwas Mühe geben, um beim täglichen Füttern die Näpfe zu füllen, ohne angegriffen zu werden. Ein unachtsamer Griff in den Stall führte schnell dazu, dass man die Zähne im Arm hatte. Auch so etwas kann sich vererben, womit klar war, dass sie für die weitere Zucht keine Rolle mehr spielt.

Zweitere passte gar nicht ins Bild. Aus irgendeinem Grund schlug hier ein schwarzes Fell durch. Ausgerechnet sie war sehr ruhig und auch eine gute Mutter, die uns zwei Würfe brachte. Aber bei ihr war klar, dass es die letzten sein werden und der letzte war im Grunde nur ein Versuch, zu sehen, ob die originale Farbe wiederkommt. Das passierte aber nicht, so dass nun noch sechs weitere schwarze Jungtiere da sind, die im Grunde auch nur noch für den Topf großgezogen werden.

Nummer drei war eine Tochter letzterer aus dem ersten Wurf und somit eines von dem Nachwuchs-Reigen im Mai. Da der Vater hier aus einer größeren Rasse stammte, hatten wir mit ihr nun einen Mischling, der wesentlich schneller ebenso schwer wurde wie die anderen Alttiere, als die anderen aus der gleichen Zeit. Eigentlich sollte statt ihr ein Rammler zu den Dreien gehören. Dieser ist aber schon vor einigen Wochen von allein gestorben. Woran, ist uns völlig schleierhaft. Er magerte ziemlich ab, fraß wenig und war irgendwann zu schwach, ohne, dass ein Symptom einer typischen Kaninchenkrankheit zu sehen war. Wir tippen daher auf ein angeborenes Problem.

Dieses Mal waren die Kriterien für die Auswahl also noch ziemlich klar. Das wird sich aber bald ändern. Wir wollen ja versuchen, in einer Rasse zu bleiben und daher werden zukünftig wohl eher kleinere Punkte ausschlaggebend dafür sein, welches Tier eine Zukunft bei uns hat. Das wird voraussichtlich noch in diesem Winter so sein, wenn die anderen Jungtiere aus den Mai-Würfen auf den Prüfstand kommen. Sicher behalten werden wir erst einmal nur das einzige Weibchen, das aus der Gruppe noch da ist. Bleiben noch vier Rammler, von denen streng genommen einer, vielleicht aber dann doch zwei noch länger bei uns sein werden.

Aber nun noch kurz zum Eigentlichen: Da wir uns noch nicht komplett sicher fühlten, haben wir uns noch erfahrene Unterstützung zum Schlachten dazugeholt. Wie ich es auch im entsprechenden Kapitel empfohlen habe, wollen wir eben auch keinesfalls an diesem kritischen Punkt herumexperimentieren, ob das nicht auch einfach allein hinzubekommen ist. Denn es geht bei der ganzen Sache ja eben auch darum, dass unsere Tiere nicht nur gut leben, sondern auch beim Schlachten keinen Stress erleben.

Und es lief auch gut. Wenn etwas beim Betäuben schief geht, schreien auch Kaninchen. Das kann auch bei geübten Leuten passieren, war bei uns aber nicht der Fall. Und es war auch gut, noch einmal jemand anderen zur fachkundigen Anleitung dabei zu haben, da es hier noch einmal andere Ansätze bei diversen Kleinigkeiten gab. Das ist super, um Dinge noch einmal von einer anderen Seite kennenzulernen und sich zum Schluss entscheiden zu können, welchen Weg man selbst weitergehen will.

Letztlich habe ich unsere kleine schwarze Zwei-Mal-Mama als letzte drangenommen und eben auch als das Tier, das ich komplett alleine schlachte. Das war mir in dem Fall wichtig, da sie uns von den Dreien natürlich am stärksten ans Herz gewachsen war. Es geht eben nicht um Beliebigkeit, wie man sie aus der industriellen Produktion kennt, sondern um einen respektvollen Umgang mit den Tieren, die wir letztlich auf unserem Tisch haben wollen.

Um zum Schluss noch einmal auf den Zeitpunkt zurückzukommen: Wenn wir an den Feiertagen zur Familie fahren, wird es diesmal keinen Weihnachtsbraten aus der Massenproduktion geben. Statt dessen eben einen solchen, den wir selbst großgezogen haben. Es wird sicher so lecker, wie man es sich zum Fest wünscht – und so voller Demut vor dem, was diese Welt uns zu bieten hat, wie es gerade zu diesem Anlass sein sollte.

1 comment on “Schlachttag”

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