Wir konnten sogar schon die erste „Ernte“ durchführen. Wir ihr sehen könnt, ist dabei schon eine ganze Ladung Rohwolle zusammengekommen – auch wenn das natürlich noch lange nicht reicht, um einen kuscheligen Winterpullover zu stricken. Aber bis wir richtig gelernt haben, wie man aus den Haarflocken nun einen Faden spinnt, ist wahrscheinlich ohnehin noch einiges dazugekommen.
Normale Angoras hätten uns natürlich noch einmal ordentlich mehr Wolle gebracht – aber sie haben eben auch klare Nachteile. Sie müssen nämlich regelmäßig geschoren werden. Das allein wäre vermutlich nicht das Problem. Allerdings wird es schwierig, wenn im Winter der Schur-Termin heranrückt. Ist das Fell runter, brauchen sie dann auf jeden Fall eine beheizte Unterkunft. Und die haben wir im Garten schlicht nicht und wollen auch nicht unsere Wohnung mit Kaninchenställen bestücken.
Bei unserer Kleinen ist es etwas einfacher. Auch sie will regelmäßig ihre Wolle loswerden, weil sonst alles verfilzt. Wir können wegen des etwas geringeren Wollaufkommens aber zupfen. Keine Angst – das heißt keineswegs, dass wir dem Tier Haare ausreißen, wie es so manche angeblichen Tierschützer behaupten. Wir nutzen einfach die Tatsache aus, dass Kaninchen regelmäßige Fellwechsel haben und die alten Haare schlicht ausfallen. Bei den normalen Rassen fallen die dann einfach ab, nicht so bei den Angoras. Hier bleiben die feinen Haare schlicht im Pelz hängen und können dann gezielt und leicht herausgezupft werden. Das dauert sicherlich länger als eine Schur, hat aber den Vorteil, dass das „aktive“ Fell dranbleibt und das Kaninchen wie auch alle anderen mit dem Winter zurechtkommt.
Wer schon einmal Textilien aus Angora-Wolle in der Hand hatte, wird sich vorstellen können, welchen Schatz wir nun bei uns haben. Das merkte man früher auch am Preis. Leider sorgte die Billig-Mentalität auch hier dafür, dass die lokale Produktion nahezu tot ist und alles aus China importiert wird.